Betriebsbeispiele aus der landwirtschaftlichen Praxis für Agroforst in Schleswig-Holstein
Agroforst ist ein Thema der Zeit, da es als ein vielversprechender Lösungsansatz für die Herausforderungen in der Landwirtschaft gilt.
Durch das multifunktionale, nachhaltige Landnutzungssystem können landwirtschaftliche Flächen zum gleichen Zeitpunkt mehrfach genutzt werden, wodurch sich der Effizienzgrad der Flächennutzung erhöht. Es kommt zu einer Produkt- und damit Ertragsdiversifizierung, da die Erzeugung von Energie- oder Stammholz, Nüssen, Obst, etc. weitere Einnahmequellen für Landwirte darstellen.
Es wird die Klimaresilienz gesteigert, indem ein günstigeres Mikroklima durch die Gehölzreihen ensteht. Der Windeinfluss wird je nach Ausrichtung des Agroforstsystems deutlich gemindert sowie Boden- und Wassererosion verringert. Insgesamt verbessert sich bei entsprechender Wurzelerziehung die Wasser- und Nährstoffversorgung und die Bodenfruchtbarkeit erhöht sich. Außerdem werden Gewässer und Grundwasser geschützt und die Struktur- und Artenvielfalt in der Landschaft erhöht, wodurch ebenfalls ein Beitrag für die Biodiversität geleistet wird.
Im silvopastoralen System, also der Kombination von Grünland und Tierhaltung, hat es zudem positive Effekte für die Tiere als Sonnen-, Wind- und Regenschutz. Außerdem wird durch ein günstigeres Mikroklima der Hitzestress reduziert und das Laub kann als Futter genutzt werden.
Auf der Veranstaltung des Netzwerks Ökolandbau SH – Agroforst auf Ackerflächen wurden die Agrofrostsysteme auf Hof Fuhlreit in Kropp besichtigt. Zum einen wurde Agroforst auf einer Ackerfläche mit Doppel- und Dreifachreihen an Pappeln 2021 für die innerbetriebliche Nutzung angelegt. Zum anderen wurden Obst- und Nussgehölze auf Grünland gepflanzt, welches u.a. als Auslauf für die Legehennenmobilställe genutzt wird. Die Nüsse und Früchte sollen in den Meiereiprodukten verarbeitet werden.
Neben Felix Riecken, selber engagierter Agroforstbauer auf dem Eichhof in Grossbarkau und Ansprechpartner in der Regionalgruppe des DeFAFs* für SH und HH, hat Tobias Hoppe, Agroforstberater bei Bioland, umfassende Informationen über Agrofrost geliefert.
Es gibt nicht das eine Agroforstmodell. Vielmehr ist es ein Überbegriff und das System wird für jeden Betrieb individuell konzipiert, genauso wie die Finanzierung.
Hof Fuhlreit hat die Anlage der Agroforstsysteme u.a. mit dem Konzept von Genussrechten finanziert.
Neben Kooperationen z.B. mit dem deutschlandweit aktiven Triebwerk gibt es die BaumLand-Kampagne des Fördervereins Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. (FAbL).
Des Weiteren kann die Zusammenarbeit über Forschungsprojekte gesucht werden wie beispielsweise einer Teilnahme an dem PappelWERT – Projekt des Fraunhofer-Institut für Holzforschung.
Mit diesem Projekt soll gezeigt werden, wie Agroforstsysteme mit schnellwachsenden Pappeln eine zukunftsfähige Landwirtschaft ermöglichen und gleichzeitig die Holzindustrie stärken können.
Desweitern fördern SilvoCultura und MyClimate Agroforst in Deutschland. Infos zum Förderprogramm für Agroforstbetriebe
Hof Hohlegruft der Familie Stoltenberg in Nehms ist ein weiterer Betrieb aus SH, der 2 Agroforstsysteme auf Ackerland in Zusammenarbeit mit Tobias Hoppe anlegen wird. Geplant ist eine Pappel- und eine Walnussbaumfläche.
* DeFAF e.V.: Deutscher Fachverband für Agroforstwirtschaft